Wie befürchtet sagt der Blick aus dem Fenster heute Regen an. Es hat die ganze Nacht über schon gekübelt, und der ganze Tag sollte nicht anders werden.
Also gehen wir es mal gemütlich an, packen wieder mal alle unsere 7 Sachen und machen uns auf den Weg. Schön vorsichtig und mit Abblendlicht geht es durch Sturm und Regen mal bis Greymouth.
Dort erwartet uns ein Woolworths, angeblich die allerbeste Bäckerei und wieder mal ein Greenstone Laden. Mittlerweile hat sich allerdings bei Doris das Ding ihrer Wahl im Kopf festgesetzt, und das muss erst einmal gefunden werden – war heute nicht der Fall.
Darum geht es weiter zu unserem heutigen Outdoor Erlebnis: den Punakaiki Pancake Rocks und Blowhole. Am durchaus gut gefüllten Parkplatz schaut die ganze Sache noch durchaus manierlich aus: es regnet ein wenig und ein Lüftchen bläst. Das sollte sich allerdings ganz, ganz schnell bei Eintritt in den Walk ändern. Das Meer ist, ohnehin schon die ganze Fahrt, grau, es hat heftige Wellen und Schaumkronen UND es geht mittlerweile der Sturm.

Vom Regen ganz abgesehen, der uns in der Zwischenzeit horizontal ins Gesicht fetzt. So schnell haben wir noch nie einen Besichtigungsloop gemacht, denn jedes Foto ist eine Herausforderung.
Handy mit Code aufsperren, denn der Fingerprint funktioniert bei der Nässe nicht, abdrücken, Handy einstecken, zum nächsten Lookout weiterkämpfen und das ganze wieder von Vorne. Unbestritten sind die Pancakes eine umwerfende Formation, die wieder einmal unbekannten Ursprungs ist und auch die Unterspülungen und Abbrüche im Fels sind extrem beeindruckend.
Bei all der Kraft des Meeres und des Windes merkt man erst was diese Gewalten alles erschaffen können. Einige Lookouts und Steintreppen später ist der kleine Loop auch absolviert, und wir fühlen uns triefnass als echte Helden dieses Abenteuer bestanden zu haben.
Regenjacken hin oder her: Wanderschuhe, Socken, Hosen und die erste Schicht unter den Regennacken sind zum auswinden. Wir ziehen uns zwecks Abwehr einer Lundenentzündung oder anderer Unpässlichkeiten schnell um und fahren die verbleibenden 60 km nach Carters Beach zu unserer heutigen Übernachtungsbuchung. UND dann ist es soweit: wir haben es wieder mal geschafft und verwüsten das gesamte Wohnmobil mit aufgehängten Pullovern, Socken, Jacken und Hosen. Genau so muss Campingurlaub aussehen. Wir haben den heutigen Tag einfach super gemacht.




Nach dem unglaublichen Tag gestern geht es wieder zurück zu Business as Usual – was immer das bei uns auch heißen mag. Es bestätigt sich nochmals das wir den absolut perfekten Flugtag gefunden haben, denn heute, morgen und übermorgen gibt es wieder eine wachsende Regenwahrscheinlichkeit. Das gute an diesen Tagen und den noch kommenden ist, das es in der Nacht nicht mehr so unglaublich abkühlt, und vielleicht bald können wir auch auf die lange Unterhose in der Nacht verzichten.

Aber zurück zum heutigen Tag: wir möchten uns die Hokatika Gorge ansehen und auch den Lake Kaniere. Bis zur Gorge fahren wir gemütlich übers Land ca. 30 km bis zu einem kleinen Parkplatz, der doch überraschenderweise sehr gut gefüllt ist. Wir denken, das der Anziehungspunkt primär die erst 2020 neu errichtete 90 Meter lange Hängebrücke ist, die fünft längste Swing-Bridge in Neuseeland, und eine zweite kürzere gibt es gleich dazu.
Es wird ein kurzer Spaziergang von nur 2,5 km, aber die Wasser der Gorge hat eine Farbe, wie wir sie bisher noch nicht gesehen haben. Auch diverse Recherchen ergeben kein sinnvolles Ergebnis warum es so ist, denn reines Gletscherwasser kann es nicht sein, das sieht anders aus. Zusätzlich ist es so, das das Wasser am Ende der Gorge einen ganz anderen Charakter und damit auch Farbe bekommt. Also, alles ein wenig mysteriös. Aber eine wunderbare kleine Wanderung, und die Urangst von Doris vor einer 90 Meter langen Hängebrücke zerstreut sich schnell, nachdem kurz die Stabilität der Brücke getestet werden konnte.
Danach soll es zum Lake Kaniere und dort genauer gesagt zu den Dorothy Falls gehen. Was nicht vorab klar war, ist das die letzten 4,5 km vor den Falls Gravel Road sind, die wir mit Augenzwinkern doch befahren dürfen. Der Wasserfall gibt allerdings den Wagemut nicht wirklich her: ein Wasserfall im Nichts eben. Was wir zusätzlich kurz vom See gesehen haben, kann man auch sagen: ein See eben. Darum geht es gegen Mittags wieder retour nach Hokitika, vorerst zum Einkaufen und danach auf den Campground zum Wäsche waschen. Der Chef hier schlägt uns allerdings ein Schnipchen, denn grad heute ist er am Laundry reparieren. Da wir allerdings schon alles zusammengesucht hatten, bleibt uns nichts anderes zu tun als in Lizzy’s Laundry in den Ort zu fahren.
Dort gibt es gleich bei den Trocknern einen kleinen Aufstand, denn wir verursachen einen Tilt. Die nette Besitzerin ist aber bald zur Stelle nachdem uns eine Stammkundin kurzfristig mit 7,— NZD ausgeholfen hat, und so dauert die Wascherei doch etwas länger als gedacht und nimmt fast den ganzen Nachmittag in Anspruch. Egal, denn morgen geht es aufgrund wieder mal eines neuen Plan B weiter in Richtung Norden – denn irgendwie sind wir im Moment vom schlechten Wetter getrieben, dem wir versuchen zu entkommen.
Perfekter kann der Tag nicht beginnen, und das nicht nur zum Fliegen. Wenn einem beim Aufstehen strahlend blauer Himmel entgegen lacht und keine einzige Wolke zu sehen ist, dann weiss man genau das man gut getan hat genau auf diesen Sonntag für unseren Ausflug in die Lüfte über Fox und Franz Josef zu warten.
Gegen 9:00 Uhr werden wir bei The Helicopter Line vorstellig, checken ein, müssen uns noch auf die Waage stellen und bekommen kurze Sicherheitshinweise. Wie sich herausstellt werden wir 4 Personen (+ Pilot) in einem 6 PAX Helikopter sein. Nach Gewicht werden wir im Heli platziert, was da heisst:
Doris sitzt rechts außen, Gerhard in der Mitte. Joy, unser Pilot, tankt noch mal schnell den Heli auf bevor wir über das Delta des Waiho abheben. Unser erster Weg führt uns über den grünen Urwald in Richtung Fox Gletscher, wo wir nach kurzer Flugzeit in einer Senke landen.
Das heißt es geht gleich weiter zu einem zweiten Frühstück, bevor wir uns auf der SH6 in Richtung Hokitika aufmachen. Es ist eine gemütliches Cruisen, denn beide hängen wir noch den Bildern auf den Bergen und den Gletschern nach. Wir wohnen heute im Shining Star in Hokitika mit direktem Beach Zugang, was natürlich das ultimative Kontrastprogramm zum Vormittag darstellt.
Jetzt am Nachmittag befinden wir uns am Sandstrand an der Tasman Sea, wo wir doch am Vormittag noch in einem Schneehaufen gestanden sind. Um uns die Beine noch etwas zu vertreten, gibt es noch einen Spaziergang Down Town und den Besuch einiger Green Stone Geschäfte, bevor wir uns zur Sichtung von Videos und Bildern zurückziehen.
Zu guter Letzt und zum Abschluss dieses außergewöhnlichen Tages wird noch ein lecker Steak auf den Grill geworfen und mehr geht heute wirklich nicht mehr.
Wie gestern beschließen wir unseren Tag wetterabhängig zu gestalten, und wie gestern waren wir in der Früh ein wenig verunsichert. Es hat gestern am Abend noch heftig geschüttet und auch des Morgens noch ein bisschen gepritschelt, aber beim Aufbruch so weit so trocken. Wir entscheiden uns also zuerst zum grossen Franz Josef Glacier Carpark zu fahren, denn in der Früh sind vielleicht weniger Leute so wie den Tag davor beim Fox.



Wieder am Parkplatz angekommen zweigen wir als nächstes zu Peters Pool ab, um dann weiter den Douglas Walk zu folgen. Über den unglaublichen Wald brauchen wir eigentlich kein Wort mehr verlieren, denn ehrlich gesagt gehen einem im Laufe der Zeit die Superlativen aus.
Wir wollten nur bis zur Hängebrücke, die den Waiho quert marschieren. Für Doris stand schon vorher fest, das es nicht ihre Brücke ist, und das bestätigt sich auch. Viel zu schmal, mit maximal 5 Personen die sie gleichzeitig betreten dürfen und viel zu lang !!!
Den Douglas Walk gehen wir in einer Schleife noch fertig und kommen so wieder retour zum Carpark. Da sich der Parkplatz immer mehr füllt, sind wir hier nicht mehr richtig und wir wenden uns dem 2. Teil unserer heutigen Bewegungseinheit zu: dem Callery Gorge Walk. Diese Walk ist nur 2,5 km pro Richtung zur Callery Schlucht, aber unserer Meinung nach sehr unterschätzt. Man geht zwar gut die Hälfte auf einer Forststrasse, aber wenn man dann später einen Blick in das enorme Flussdelta des Waiho wirft und dann in den Wald eintaucht, ist man wieder in einer anderen Welt. Bis zur Gorge ist es dann noch ein gute steiles Stück um wieder an einer Hängebrücke kehrt machen zu müssen. Diesmal nicht aus Ängstlichkeit sondern weil der Track dort einfach aus ist.



Da wir es heute vom Fox Glacier zum Franz Josef Gletscher nicht weit haben, absolvieren wir unsere Bewegungseinheit gleich mal beim Fox.
Wir hatten gehofft, dass uns das Wetter die Entscheidung abnimmt was getan werden wird, denn es war gedacht: wenn Wetter schön dann Lake Gault (Spiegelsee), wenn Wetter mäßig schön dann Fox Glacier Walk.
Jetzt ist es aber so beim Aufstehen, auf der Seite wo das Meer liegt und der See ist es strahlend blau und auf der Seite der Berge beginnt sich die Sonne durchzukämpfen. Also liegt es wieder an uns eine Entscheidung zu treffen. Wir beschließen den Fox Glacier South Side Walkway/Cycleway zu gehen und eventuell am Rückweg noch den Moraine Walk mitzunehmen.

Da wir relativ zeitig (also ca. 9:15 Uhr) dran sind, ist der Parkplatz beim Trailhead für beide Walks noch relativ leer. Allerdings lässt uns die Sonne wirklich nicht im Stich und begleitet uns bereits beim Start des Weges. Der Wanderweg ist gemächlich, breit und gut geschottert und so geht es wieder einmal – welch Überraschung – in einen unfassbaren Märchenwald.
Wieder ist es so, dass rechts und links des Weges nicht in den Wald eingegriffen worden ist, und hier wuchert und wächst es absolut unkontrolliert vor sich hin – und das alles von einfallendem Licht begleitet. Wenn wir so weiter machen wie am Anfang des Tracks von wegen Fotos dann kommen wir nicht weit, aber wir bleiben wirklich bei jedem zweiten aufragendem oder umgefallenen Baum, jedem Farn und jeder Moosbank stehen, weil es einfach so glücklich macht da durchzulaufen.

Irgendwann konzentrieren wir uns dann doch und steigen gemütlich bergauf bis zum ersten Lookout in Richtung Fox Glacier. Ja, in der Ferne ist der Gletscher zu erkennen, doch wenn man die Infotafeln liest, wo der sich früher befunden hat, muss man leider sagen das es ein wenig traurig ist. Egal, wir haben ihn gesehen, sind noch immer ganz beseelt vom Grün und der Moraine Walk entschädigt uns noch zusätzlich. Gut das wir so zeitig unterwegs waren, denn beim return kommen uns sehr viele Spaziergänger entgegen und der Parkplatz ist bis auf den letzten Platz zugeparkt.
Was neben der Stille im Wald etwas störend ist, ist die Heli-Flugstaffel die im 15 Minuten Takt Gletscherrundflüge macht, und so beginnen wir uns die Frage zu stellen, was das wohl kosten würde. Dazu allerdings etwas später, denn die Beine sind noch nicht müde genug um nicht noch eine Runde um den Lake Matheson zu machen. Es sind nur 4 km und der See ist: ja eh !!! Nach getaner Sporteinheit geht es also weiter zu unserem heutigen Ziel: Franz Josef/Waiau. Jetzt aber zurück zu den Helis: ja wir werden es auch tun, und zwar am Sonntag Vormittag ! Wir haben uns beraten lassen und machen am Sonntag einen Rundflug über beide Gletscher inkl. Gletscherlandung ! Warum: weil man gönnt sich ja sonst nichts, und wenn wir schon mal hier sind !!! Wir sind super dankbar, dass uns das gute Wetter heute den ganzen Tag begleitet hat, denn jetzt schüttet es in Strömen, aber das ist uns total egal weil es ein großartiger Tag war.