Tal der Wasserfälle und Murmeltiere

Um gleich mal vorweg den heutigen Tag zusammenzufassen: WHOW, was für ein Nationalpark (Parque Nacional de Ordesa y Monte Perdido).

Wir haben uns ja gestern im Visitorcenter für den Nationalpark schlau gemacht, und sind den Vorschlägen auch gefolgt. Dementsprechend begeben wir uns ca. 7 km mit dem Auto zum Parkplatz Pradera de Ordesa ins Valle de Ordesa.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von dort weg beginnt unsere Wanderung in das Tal hinein. Es sollten ca. 9 km pro Richtung und zwischen 500 – 700 Höhenmeter sein (die Angaben variieren ein wenig).
Wir begeben uns also auf den gut ausgebauten Weg um über diverseste Wasserfälle staunen zu können. Beginnend mit dem Cascada Arripas geht es weiter moderat bergauf zur Cascada de la Cueva, gleich gefolgt von der Cascada El Estrecho.

 

Vorwiegend gehen wir durch einen wunderschönen, vermoosten Märchenwald schön ausgebaut in Serpentinen nach oben.
Zwischendurch sei mal gesagt, dass es wenige Worte zu dieser wunderschönen Wanderung, darum lassen wir viel Bilder heute sprechen. An den Gradas de Soasa vorbei erreichen wir eine Hochebene, die dann in einen Talkessel – den Circo de Soaso – mündet, wo sich auch unser „letzter“ Wasserfall, der Cola de Caballo, befindet.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier ist auch unser Umkehrpunkt um den Rückweg wieder anzutreten. Das passiert allerdings nicht ohne dass Gerhard ENDLICH Bekanntschaft mit einheimischen spanischen Murmeltieren gemacht hat. Pfeifen hört man diese Kerle schon seit längerem und überall, aber heute war es dann soweit, dass wir auch endlich welche in Respektsabstand gesehen haben.

 

 

Wie erwähnt, dieses Tal ist einfach unglaublich; es könnte sich um den grünen Grand Canyon handeln, oder auch Winnetou könnte mal am Horizont vorbeireiten. Aus dem Staunen kommt man kaum heraus und findet immer wieder kleinere Wasserfälle, die die steilen Felshänge runterfallen – natürlich abgesehen von den erwähnten vier grossen des Rio Arazas.

 

 

Also fast den gleichen Weg retour, sind wir am Ende des Tages einfach nur befriedet und überwältigt.
Die herrliche Pizza am Abend in Torla geht bei den gesammelten Eindrücken fast unter, rundet aber diesen aussergewöhnlichen Tag perfekt ab.

 

 

 

 

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Etwas Hauptstadt muß sein

Beide hatten wir heute eine eher durchwachsene Nacht, und warum: weil wir keine Südländer sind, und wenn man erst nach 20:00 Uhr das Abendessen beginnt, es 3-gängig ist und man erst um 21:30 fertig ist, totmüde, weil das ganze Blut im Bauch ist, ins Bett fällt – ja dann ist man am Morgen nicht wirklich ausgeschlafen und fit.

 

Aber nicht ganz so schlimm, denn heute steht die Überstellung unsererseits nach Torla-Ordesa mit ein wenig sightseeing am Weg auf dem Programm.


 

 

 

 

 

 

Wir begeben uns also am Vormittag nach einem sehr leichten Frühstück nach Huesca, der Provinzhauptstadt der Provinz Huesca, in der Autonomen Region Aragonien.

Abgesehen davon, dass uns die Anreise bereits wunderschöne Blicke auf die Pyrenäengipfel am Horizont bescherte, finden wir Huesca noch ziemlich verschlafen vor.
Eine wunderschöne Kathedrale am Rande der Altstadt können wir noch vor dem ersten Gottesdienst besichtigen, und danach flanieren wir durch die verwaisten Gassen im Zentrum der Stadt. Der hübsche Platz im Zentrum ist leider durch einen Literaturmarkt mit Standln vollgestellt, aber wir entdecken noch sowas wie die Kärntnerstrasse und auch noch eine zweite Basilika – die Basilica Real Y Parroquial De St. Lorenzo, die ebenfalls „veranstaltungsfrei“ ist.
Nach diesem kurzweiligen Beine vertreten, geht es dann aber ab in die Berge in Richtung Torla.
Die Bergdörfer, die wir durchfahren, zeigen ein typisches Bild: Steinhäuser mit engen Gässchen in die Hänge gebaut.

Genauso zeigt sich auch Torla bereits aus der Ferne, mit dem grandiosen Massif des Parque Nacional de Ordesa y Monte Perdido.
Der Blick macht jetzt schon Lust auf die bevorstehenden beiden Tage. Wir bleiben noch bei der Nationalparkinformation stehen um uns über mögliche Wanderungen zu erkundigen, bevor wir im Hotel Silken Ordesa einchecken. Ein feines Zimmer mit Terrasse wird uns die nächsten 3 Nächte beherbergen.
Des späteren Nachmittags beschliessen wir noch uns den Ort anzusehen, und dies verbunden mit dem Einkauf eines leichten Abendessens auf unserer Terrasse.
Was der Ort beim Durchfahren versprochen hat, bewahrheitet sich auch: klein, verwinkelt und einfach herzig. Abendessen Einkauf ist am Sonntag nicht so unproblematisch, aber wir haben es dann mit einiger Wartezeit für die Wiedereröffnung der Trafik und einem Abstecher nach Broto mit dem Auto doch geschafft unseren Plan des ruhigen Ausklingens in die Tat umzusetzen.

 

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Woan de kan Almdudler hab’n, geh i wieder ham

Heute haben wir für eine weitere Wanderung im Valle del Aragon entschieden, und zwar in das Valle del Izas bis zum Refugio Vuelta de Iserias und dann weiter zum Ibon (See) de Iserias. Bei der Anfahrt zum Ausgangspunkt der Tour kam dann gleich mal Zweifel auf, als die Strasse in eine Forststrasse mit Schranken überging. Um auf der sicheren Seite zu bleiben parken wir unser Auto noch vor dem Schranken und wandern von dort los.

 

Der Weg führt einen Bach entlang, mal eben durch den Wald, mal steil über Geröll den Hang hinauf.
Doris hat nach so einer Steilstufe entschieden, das es für ihr Knie besser ist, die Tour abzubrechen und wieder Richtung Auto zu gehen. Tapfer übernimmt Gerhard die Erkundungstour mit dem Versprechen mit vielen Fotos zum Angeben zurück zu kommen.
Der Weg geht weiter über eine Hochalm zu einem Wasserfall. Ab da wird es anstrengend, über endlos viele Serpentinen steigt man aus dem Tal hinaus.

Und überall hört man das Murmeltier pfeifen, zu sehen sind diese Biester aber nicht. Aber eine Gemse ist in weiter Ferne zu erspähen, und steht wie meist für ein Arschfoto zur Verfügung. Wie wir es schon kennen: ein echtes Suchbild.
Dann ist noch ein Schneefeld zu queren, ein letztes mal den Hang hinüber und schon ist das Refugio zu sehen.

 

Das Refugio ist kein Refugio wie wir es verstehen, für uns ist ein Refugio immer bewirtet (sprich es gibt Kuchen und Kaffee), hier ist es eine Biwakschachtel. Also Erstens, der Weg bis zum See würde noch eine Stunde dauern und Zweitens „Woan de kan Almdudler hab’n, geh i wieder ham“.

 

 


Nach einer Müsli- und Zigaretten-Pause geht es wieder den selben Weg zurück zum Auto, das von Doris schon bis zum Wanderparkplatz nach dem Schranken umgeparkt wurde.

 

 

 

Glücklich schliesst sich das Ehepaar Holland-Hermann wieder in die Arme und begibt sich über den steinigen Forstweg (armer Fiat 500) wieder runter und retour nach Jaca ins Hotel.
Jetzt zum Abschluss haben wir auch endlich herausgefunden, wann man hier auf die Piste muss: nicht vor 20:00 Uhr; die Stadt ist voll, alles flaniert und man glaubt es kaum, es gibt unzählige Restauraunts. Ein Menu im Biarritz musste jetzt noch sein: Essen wie Gott in Frankreich ist out – die Spanier können es mindestens genauso gut !

 

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Grenzgänger

Die nette Dame im Touristenbüro gestern hat uns drei Wanderkarten auf Spanisch in die Hand gedrückt, nämlich für 3 unterschiedliche Täler in der Region: El Valle de Tena, Los Valles Occidentales und Valle del Aragon. Wir haben uns für einen vermeintlich gemütlichen Wanderausflug im Valle del Aragon entschieden, der unter dem Titel „Candanchu-Estanes“ beschrieben ist.

 

 

Der Grund ist, dass es nur 440 Höhenmeter bei 15,4 km sein sollten, ausserdem ist das Valle del Aragon das am nächsten gelegene von Jaca aus.
Also geht es mal nach einem spanischen Frühstück (ist nichts besonderes gegenüber anderen Frühstücken) los in Richtung Candanchu an der französischen Grenze.
Heute sind wir lt. Plan als mehrfache Grenzgänger unterwegs, da wir öfter mal die Seite wechseln.

 

Merken tut man davon nichts im Gebirge, aber im Nachfassen waren wir mehrmals in Frankreich und in Spanien.
Wir fahren also in dieses verlassene Seelendorf los – ein klassischer Wintersportort, der ausser ausgestorben einfach nur wie eine Geisterstadt mitten in den Bergen steht.

 

 

Unsere Wanderung beginnt über hügelige Hochalmen, überraschenderweise gleich mal einiges bergab, aber soweit so gut. Nach einiger Zeit landen wir in einem finsteren Wald, und danach in einer Geröllhalde, die wir als Hang durchqueren sollten. Nach gut 2/3 dieses grauslichen Weges finden wir uns zusammen und stellen fest, dass es uns hier gar nicht gefällt, und so drehen wir einfach um und queren wieder retour.
Damit war die ursprüngliche Route auch gleich wieder gestorben und wir beschliessen, weil es auf den Almwiesen so nett zu wandern ist, einfach irgendwie weiterzugehen. Navi haben wir mit, also sollte der Weg zum Parkplatz doch wieder machbar sein.
Wir wandern also so vor uns hin, immer leicht abwärts in Richtung Pyrenera. Von dort weg sollte uns das Handy über diverse Forstwege zurück zum Ausgangspunkt bringen. Leider stellte sich heraus, dass unser pfadfinderisches Talent doch noch ausbaufähig ist, denn trotz einiger Versuche im mehr oder weniger dichten Wald fanden wir auf diese Weise den Weg retour nicht mehr.

 

Also beschliessen wir, diesmal wirklich erstmals im Leben bewusst, die letzten Kilometer auf dem Jakobsweg vom Pyrenera über den Poerto de Semport zum Parkplatz zurückzuwandern.
Lieblich haben es die Jakobsgänger schon, denn erstens ist für jeden kleinen Bach auf dem Weg ein Brückerl gebaut und ausserdem ist der Jakobsweg, entgegen ALLER anderen Wanderwege in Spanien, wirklich ausmarkiert – und das ca. alle 100 Meter. Also verlaufen kann man sich in Richtung Santiago de Compostella wirklich nicht.

 

 

 

Zusammenfassend war es heute ein holpriger Beginn, aber mit den Erfahrungen, die wir heute gemacht haben, ein sehr feiner Wandertag.
Des Abends üben wir uns noch in Zeitvertreiben bis 20:00 Uhr um danach nach alter spanischer Sitte zum Abendessen aufzubrechen – und lecker wars.

 

 

 

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Seitenwechsel

Heute morgen, schweren Herzens, haben wir unsere Zelte in Adast abgebrochen. Als kleiner Nachtrag zu gestern Abend waren wir noch im Le Bouic nach Empfehlung von Olivier schmausen. Ein herrliches französisches Landgasthaus mit Überraschungsmenu, da die Karte nur auf Französisch und Google Translator kaum bis nicht funktioniert hat.

 

Aber auch das war herrlich – und warum verlassen wir Frankreich jetzt mit leichter Wehmut.
Ein letzter Punkt auf dem Weg nach Jaca steht allerdings noch auf dem Programm: Les Grottes de Betharram. Angefahren durch die Pampas vermutet man nicht, dass da im Nirgendwo plötzlich eine 5-geschossige Tropfsteinhöhle zu finden wäre.

 

Bei Ankunft werden wir sofort in einen Bus verfrachtet, der uns zum Höhleneingang bringt, denn der Trick an diesen kommenden 1 1/2 Stunden ist, dass man die Höhle am oberen Ende betritt, sie teilweise durchwandert, dann in ein Boot steigt um unterirdisch einen See zu überwinden und dann mit einer Schmalspurbahn wieder an den Ausgangspunkt ergo Parkplatz ausgespuckt wird.

 

Klingt alles ein wenig schräg, aber da sassen wir schon im Bus bevor wir den ganzen Plan durchdenken konnten. Die Führung durch die Tropfsteinhöhle war kurzweilig und bot durchaus die eine oder andere wirklich tolle Formation an Stalaknitten und Stalaktitten.
Gegen Mittags hatte uns das Tageslicht wieder und wir konnten unsere Reise über die Grenze fortsetzen. Bei leider nicht besonderem Wetter und ungewollt durch Nebenstrassen erreichten wir so das Hotel Oroel in Jaca am frühen Nachmittag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sofort mussten wir uns der Tatsache bewusst werden, dass wir uns ab jetzt im Süden Europas befinden: die Zitadelle sperrt erst ab 16:00 Uhr wieder auf, das Tourismusbüro ab 16:30 und die Kathedrale ab 17:00 Uhr.
Also verbringen wir den früheren Nachmittag erstmal damit uns einen Überblick über den Ort zu machen, der in der Altstadt aus vielen kleinen heimeligen Gassen besteht – südländisch eben.
Nach einer kurzen Pause an der Kathedrale stellten wir Gott Lob fest, dass die Kathedrale doch bereits gegen 16:00 Uhr ihre Pforten aufgemacht hat – vielleicht einer der Hauptadern des Jacobsweges geschuldet – auf jeden Fall konnten wir so unser Kulturprogramm des Tages gleich mal beginnen. Man kann nur sagen: endlich wieder einmal eine richtige Kirche, und nicht eines dieser schmucklosen Zweckbauten wie wir sie grösstenteils in Frankreich gesehen haben.

Danach wars an der Zeit sich der Zitadelle zu widmen, die sehr gut erhalten, sehr grossflächig und auch durchaus beeindruckend ist. Am inneren Platz gibt es eine grössere Zahl an Museen und im Burggraben fristen Rehe ihr Dasein. Wahrscheinlich hat sich irgendwann mal eines dorthin verirrt, und jetzt kommen sie nicht mehr raus – aber das ist nur eine Theorie, wahrscheinlich werden sie zum Rasenmähen verwendet.


Schlussendlich steht noch die Touristeninformation auf dem Programm, die uns sehr nützliche Tips für die kommenden Wandertage geliefert hat.
Nicht nur an die Siestazeiten müssen wir uns jetzt schnell gewöhnen, auch für das Abendessen gilt die südländische Zeitverschiebung: vor 20:00 besser aber 20:30 baucht man kaum damit rechnen etwas auf den Teller zu kriegen; wir haben es mit Tapas beschafft und für morgen kennen wir uns schon wesentlich besser aus als heute.

 

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